Dachau – Bayerische Dirndl in lebensfrohen afrikanischen Stoffen sind bis 12. November im VR SchauFenster der Volksbank Raiffeisenbank in der Dachauer Altstadt zu sehen.
Unter dem Motto „Afrika meets Bayern“ entstand eine interkulturelle Trachtenkollektion, die von afrikanischen Asylbewerbern entworfen und genäht wurde. Mit sichtlichem Stolz präsentierten Papa Diouf und Abdu Lahat Seck ihre außergewöhnlichen Kreationen. Eine Schürze mit einer Weltkarte zum rosa Dirndl gibt es sonst wohl nirgendwo, wie auch die temperamentvollen afrikanischen Muster, die das traditionelle bayerische Outfit zu etwas ganz Besonderem machen. Die Dirndl und die dazu abgestimmten farbenfrohen Herrenmodelle bestechen durch den Kontrast von bekannter Form und außergewöhnlichem Stoff.
Stellvertretend für drei weitere afrikanische Schneider und eine Reihe von beteiligten Personen, die die Näharbeiten unterstützen, wurden die beiden senegalesischen Asylbewerber Papa Diouf und Abdu Lahat Seck zur Eröffnung der Dirndl-Show in die VR Bank eingeladen. In ihrem Herkunftsland haben sie eine Ausbildung zum Schneider gemacht. Heute fertigen sie die Dirndl in ehrenamtlicher Arbeit an. Papa Diouf entwirft darüber hinaus als Modedesigner eine eigene Kollektion. Bankvorstand Thomas Höbel betonte die Wichtigkeit von interkultureller Integration in einer offenen Welt. „Ich hoffe, der Spirit springt über“, so Höbel. Landrat Stefan Löwl sprach über die Vielfältigkeit von Integration und ihre große Bedeutung neben Klimaschutz und Fachkräftemangel. Die Ausstellung bezeichnete er als „Leistungsschau“. So empfindet es auch Projektleiterin Michaela Wintermayr-Greck, die vor zwei Jahren die Idee zu den interkulturellen Trachten hatte. Mit Martina Tschirge vom Koordinierungszentrum Bürgerschaftliches Engagement führt sie das Projekt seitdem durch, besorgt die afrikanischen Stoffe und kümmert sich um die Nähmaschinen. „Das Zebra-Dirndl ist der absolute Hingucker“, schwärmte sie. Das Projekt entstand im Rahmen von „IMA – Integration mit Augenmaß“ im Landratsamt Dachau, das vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales gefördert wird. Die IMA arbeitet seit fünf Jahren im Landkreis Dachau und konnte in dieser Zeit in vielen Aktionen Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammenbringen. Die Ehrenamtsbeauftragte des Bayerischen Staatsministerium, Eva Gottstein, betonte, wie enorm wichtig das Ehrenamt für eine funktionierende Gesellschaft ist. Für Papa Diouf und Abdu Lahat Seck bedeutet es eine ganz besondere Wertschätzung, dass sie ihre Dirndl-Kreationen nun öffentlich zeigen können. Beide leben im Duldungsstatus. Papa Diouf seit sechs Jahren im Asylbewerberheim in Odelzhausen, Abdu Lahat Seck seit acht Jahren und vier Monaten in Hebertshausen. Sie würden gerne arbeiten, dürfen aber nicht. Andrea Blaser aus Wollomoos, die eine Nähgruppe betreut, sagt: „Schneider werden in Deutschland nicht gesucht, weil der Großteil unserer Kleidung in China produziert wird.“ Beide sprechen gut Deutsch und leiden unter der jahrelangen Ungewissheit. Abdu Lahat Seck aber ist zuversichtlich. Er sagt: „Ich habe immer noch Hoffnung.“
Die Ausstellung „Afrika meets Bayern“ ist noch bis 12. November in der VR Bank, Augsburger Straße 33-35 zu den Öffnungszeiten zu sehen. Weitere Ausstellungsorte sind das Landratsamt Dachau und der Bürgertreff Dachau-Ost. Anschließend kann man die Dirndl bei Trachten Ullmann anprobieren. Dort werden sie auch auf Wunsch geändert. Jedes Dirndl kostet 100 Euro.
Interkulturelle Trachten im VR SchauFenster – Integration mit Augenmaß

Foto (von li nach re): Abdu Lahat Seck, Bankvorstand Thomas Höbel, Michaela Wintermayr-Greck, Papa Diouf und Andrea Blaser