Dachau – Musik ist ein Lebenselixier. Nach der langen, erzwungenen Abstinenz war das bei Hans Blumes Konzert deutlich zu spüren. Mit seinem Bläseroktett gab er im Brunnenhof der Volksbank Raiffeisenbank der Dachauer Altstadt das Konzert „Happy Birthday, Herr Beethoven!“. Die Freude, endlich wieder Live-Musik zu erleben, war dem Publikum deutlich anzusehen. Das Konzert war anlässlich Beethovens 250. Geburtstag für 2020 geplant gewesen und konnte nun mit einem Jahr Verspätung stattfinden. Alle Tickets seien sehr rasch ausverkauft gewesen, teilte VR-Pressesprecher Martin Richter mit, was aber auch daran liegt, dass Blumes Klassische Harmoniemusik ein Garant ist für einen wunderbaren und beschwingten Abend.
Ein Garant für amüsante Unterhaltung ist auch Herbert Müller vom Hoftheater Bergkirchen. Mit Textpassagen aus dem im vergangenen Jahr erschienenen Buch „Ludwig van Beethoven ta-ta-ta-taaa – Ein Lebensbild in Anekdoten“ rundete er die feinen Bläserstücke ab. Aus dieser Mischung ergab sich ein unterhaltsames und süffiges Lebensbild des Wunderkindes Ludwig van Beethoven. 1770 in Bonn geboren, gab er schon mit acht Jahren sein erstes Konzert, kam dank einflussreicher Förderer und engagierter Lehrmeister früh zu Ruhm und Ansehen und lebte trotzdem die meiste Zeit in finanzieller Not. Mit Engagements in den höchsten Kreisen musizierte er auch vor dem sächsischen Kurfürsten Friedrich August III. und dem Preußenkönig Friedrich Wilhelm II. Von beiden erhielt er als Lohn eine goldene Tabakdose. Er, der die Wiener Musikwelt revolutionierte, war ein schwieriger Charakter, launisch und chaotisch, überwarf sich mit allen. Von seinem Lehrer Joseph Haydn behauptete er, nichts von ihm gelernt zu haben. Mit seinem wichtigsten Mäzen, dem Fürsten Lichnowsky, kam es zu so heftigen Spannungen, dass dieser die Gehaltszahlungen einstellte. Mit seinem pockennarbigen Gesicht war er nicht sehr ansehnlich, und er legte keinen großen Wert auf Kleidung. Der Damenwelt war er zugeneigt, verehrte viele, und tat sich doch in der Liebe schwer. Vor allem schön musste die Herzensdame sein, „denn etwas nicht Schönes kann ich nicht lieben“, soll er gesagt haben. Aus der Verehrung entsprang das wohl populärste Klavierstück „Für Elise“, komponiert für eine Therese. Er trug sich des Öfteren mit Heiratsgedanken und blieb doch ledig. Seine wahre Geliebte war die Musik. Er sagte: „Ich lebe nur in meinen Noten“.
Hans Blume (Klarinette), Raimund Ritz (2. Klarinette), Manfred Giosele (Horn), Monika Setzke (2. Horn), Christel Habasque und Joachim Willberg (Oboen), Yorico Schilling, Monica Behnke (Fagotte) und Tom Peschel (Bass) setzten mit der Ouvertüre zu Egmont einen temperamentvollen Auftakt. Schwungvoll waren auch die weiteren Stücke in den Arrangements für Bläseroktett, darunter das Andante aus der Sinfonie No. 7 und das Allegro aus dem III Rondo. Das Oktett musizierte homogen und stilsicher. In einer gelösten Lebhaftigkeit lotete das Ensemble die klanglichen Kontraste der Instrumente aus und ließ die Musik in tänzerischer Leichtigkeit erklingen. Trillerartige Tonfolgen wurden ebenso schön betont, wie die zarteren und sinnlicheren Momente. In der zweisätzigen Sonate Pathétique op. 13 durften die Hörner glänzen. Sehr schön war das Bläseroktett op. 103, eine Originalkomposition Beethovens für diese Besetzung. Beethoven wäre mindestens so begeistert gewesen wie das Publikum im VR-Brunnenhof.
Blumes Klassische Harmoniemusik beschert wundervollen Beethoven-Abend
