Annekathrin Norrmann fordert auf, hinter die Oberfläche als dem offenkundig Sichtbaren zu blicken. Mit Wandobjekten und Installationen schafft sie Bildräume, die sich auf den Ort beziehen, an dem sie sich befinden, die körperhaft und gegenwärtig sind. Dennoch sind diese Bildräume kaum greifbar. Mit farbig bearbeiteten Plexiglaskästen, Spiegeln, Collagen, Fundstücken und Fotografien konstruiert Annekathrin Norrmann Illusionsräume und eröffnet dem Betrachter eine irritierende und geheimnisvolle Welt.
Annekathrin Norrmanns Kunst ist abstrakt und dinglich zugleich. Abstrakt, weil sich die Künstlerin einer gegenstandslosen Formsprache bedient, in der sie nicht die äußere, sichtbare Wirklichkeit abbildet. Dinglich, weil sie sich von realen Dingen aus ihrer unmittelbaren Umgebung inspirieren lässt.
Mit dreidimensionalen Acrylkästen aus Licht, Farbe und Material, mit verspiegelten Oberflächen und erlebbaren Bildräumen birgt Annekathrin Norrmanns Kunst eine für den Betrachter nicht enden wollende Wandelbarkeit. Feste Sehgewohnheiten werden auf den Prüfstand gestellt, der eigene Standpunkt muss immer wieder neu definiert werden. Das Hinterfragen der Realität und das nicht dauerhaft Festlegbare sind der eigentliche Gegenstand ihrer Kunst. Sie trägt nicht nur dazu bei, neue Beziehungen zwischen Ort, Kunstwerk und Betrachter aufzubauen, sondern ist auch ein Spiegel des Lebens.
Ist der Betrachter bereit, sich darauf einzulassen, erfährt er Seherlebnisse, die über die „gewohnte“ Wahrnehmung hinausgehen. Er wird aufgefordert, seinen fest verorteten Standpunkt aufzugeben und über den Unterschied oder das Verhältnis von Erscheinung und Wirklichkeit nachzuspüren. Die Künstlerin fordert ihn heraus, zu begreifen, dass es nicht nur eine einzige mögliche Sichtweise auf die Dinge gibt.