Paul Havermanns Ausstellung „Traum und Wirklichkeit“ beschäftigt sich mit der Landschaft, der menschlichen Figur und dem Stillleben. Im Zentrum der Ausstellung stehen großformatige abstrakte Gartenbilder, in denen sich die Farbe wie ein Feuerwerk auf der Leinwand gebärdet. Der Blick taucht ein in sonnengetränkte Purpur-Rhododendren, sommersatte Rosenhecken und auf der Wasserfläche schwebende Spiegelungen. Die Bilder ziehen den Betrachter in ihren Bann wie ein blühender Garten in allen seinen changierenden Tönen. Der Maler konzentriert sich auf die reine Sinnlichkeit. Die expressiven Gartenbilder sind die Weiterentwicklung einer gegenständlichen und figürlichen Malerei, die geprägt war von Paul Havermanns Lehrer, dem Akademieprofessor Rudi Tröger.
TRAUM UND WIRKLICHKEIT Ausstellung vom 14. Juni bis 13. Juli 2018 in der Hauptstelle der Volksbank Raiffeisenbank Dachau eG
Auch das Figurenbild begleitet Paul Havermann seit Jahrzehnten. Die Ausstellung gestattet einen interessanten Einblick in das Weltbild des Malers, der die Harmonie sucht. Die menschliche Figur – oft handelt es sich um die Ehefrau des Malers, die ihm als Modell dient – ist stets Bestandteil der sie umgebenden Natur. Sie geht ganz in der Landschaft auf, die Konturen sind offen gestaltet und erlauben die fast nahtlose Einbettung in die Umgebung. Noch weiter ins Private zieht der Künstler sich mit kleinen, intimen Blumenstillleben zurück. Sie zeugen von der Beschäftigung mit der Vergänglichkeit. Das Rot der aufgeblühten Blütenkelche hat Signalwirkung. Sie sind so weit geöffnet, dass einzelne Blätter bereits herabgefallen sind. Der Maler schildert das letzte üppige Bersten bevor der Prozess des Verwelkens einsetzt. Eine sensible Situation, die den Schwebezustand zwischen dem Diesseits und dem Jenseits beschreibt.
Künstlerische Entwicklung
Anfang der 1980er Jahre gehörten Porträts und Gartenszenen mit gedeckten Tischen und Stühlen zu Paul Havermanns bevorzugten Motiven. Auf dieser Basis entstanden Anfang der Neunzigerjahre abstrakte Kompositionen, die den Zusammenhang von Form und Inhalt ausloten. Havermann schuf Farbfeldmalerei, die ihre Bildhaftigkeit aus der koloristischen Ausdruckskraft und dem Verhältnis zur Umgebung schöpft. In späteren Rauminstallationen erweiterte er die Malerei um farbige Stäbe und schuf auf diese Weise einen unmittelbaren Bezug zur Architektur.
In seinen jüngsten Gemälden konzentriert er sich wieder ganz auf die Malerei. Die emotionale Kraft der Farbe ist jetzt der Bildinhalt. Die lebhafte Gestik und ein dynamischer Malprozess erzeugen lebendige, sensibel gestaltete Farbflächen, die sich im Auge des Betrachters zum Ganzen fügen. Gleichzeitig bedeuten diese Bilder auch die Rückkehr zu Havermanns malerischen Wurzeln: den Garten und das Porträt.
Vita
Paul Havermann wurde 1951 in Dachau geboren. Parallel zum Studium der Kunstgeschichte und Pädagogik an der Ludwig-Maximilians-Universität München studierte er Freie Malerei in der Klasse von Professor Rudi Tröger an der Akademie der Bildenden Künste in München. Nach dem Staatsexamen 1979 unterrichtete Paul Havermann als Zeichenlehrer am Josef-Effner-Gymnasium in Dachau, an der Deutschen Schule in Mailand und bis 2016 am Ignaz-Taschner-Gymnasium in Dachau. Seit 1978 beteiligt er sich an Ausstellungen im In- und Ausland. Als aktives Mitglied gestaltet er seit 1983 das Leben der Dachauer Künstlervereinigung mit. 1976 und 1979 unternahm er Studienreisen in die USA und Südamerika, dort unter anderem nach Brasilien und Peru. Von 1989 bis 1992 folgte ein längerer Arbeitsaufenthalt in Mailand und Monza. Das erste Atelier unterhielt er von 1977 bis 1984 in der Wieningerstraße, im Hause von Viktoria Welsch in der Dachauer Altstadt. Dann richtete er mit dem Maler Christoph Kern in der ehemaligen Scheierlmühle ein gemeinsames Atelier ein. 1995 bezog er das Atelier in der Alten Schreinerei in Stetten bei Schwabhausen, das auch ein künstlerisches und kulturelles Zentrum im Landkreis ist.